Donnerstag
Am Donnerstag fahren wir über die 6-km-lange Ölandsbro von Kalmar aus nach Öland. ö heißt übrigens Insel, Öland daher Inselland. 🙂 Das sonnige Öland ist ein beliebtes Urlaubsziel für schwedische Familien, die dort Ferienhäuser mieten oder auf einem der Campingplätze wohnen. Ausländische Touristen sieht man kaum 8-O, auf unserem Campingplatz finden wir nur schwedische Kennzeichen…
Wir kommen bei schönstem Wetter auf unserem Platz an und beschießen bald (weil es hier so idyllisch ist), 4 Nächte zu bleiben. Der Tag vergeht mit Lesen, Spazieren über den Platz und Entspannen. Abends kochen wir dann noch sehr ausführlich und genießen eine Flasche Wein.
Lundegård Camping
Platz am Meer schön, sonst sehr eng – nur 3 Sterne
Lundegård 6
387 96 Köpingsvik
Telefon: 0485-827 00
http://www.lundegard.se/?lang=en
SEK 350 (Platz 395)
Duschen und Waschmaschinen inklusive
Freitag
Da wir einige Zeit auf Öland verbringen werden, haben wir beschlossen, die Besichtigung der Insel aufzuteilen. Heute wollen wir uns den nördlichen Teil der Insel anschauen.
Bei traumhaftem Wetter fahren wir zuerst zur Sandviks Kvarn, der mit Abstand die grössten Windmühle Nordeuropas. Es handelt sich um eine der 20 Mühlen nach Holländischer Art auf Öland, das heißt, dass nur das Oberteil, am dem die Flügel befestigt sind, drehbar ist. Ansonsten gibt es auf Öland noch circa 400 „Stubb-Mühlen“, bei denen man die gesamte Mühle so wendet, dass die Flügel gegen den Wind gestellt werden.
Die Sandviker Mühle wurde ursprünglich im Jahre 1856 in Vimmerby erbaut, 1885 wurde die ganze Mühle nach Sandvik geschafft. Von 1909 bis in die fünfziger Jahre hinein war die Mühle in Betrieb. Die Mühle selbst ist 26 Meter hoch und auf 8 Etagen verteilt. Der Abstand zwischen den Flügelspitzen beträgt 24 Meter.
Da wir morgens um 10 Uhr die ersten Besucher sind, haben wir die Mühle ganz für uns allein. 😉 Besichtigen kann man die Mühle heute bis zur 5. Etage. Auf der 2. Ebene befinden sich Siebe und Mehltröge für das fertige Mehl. Später installierte man dort 3 Mühlensteine für den Motorbetrieb. Die 3. Etage zeigt Siebe für Weizen, Roggen und Mischmehl. Die 4. Etage enthält ausser den Siebanlagen auch die Fundamente der 5 Mahlsteine der 5. Etage, 3 Mahlsteine sind aus Kalkstein, einer aus Gusseisen und einer aus Vulkanstein. Das Getreide wurde in der 5. Etage gemahlen und in der 4. und 3. Etage wurde gesiebt.
Danach fahren wir der Küste entlang zum Naturpark Böda. Das Naturschutzgebiet Böda befindet sich genau an Ölands Nordspitze. Hier findet man unterschiedlichste Landschaften von kargen Sandheiden mit sturmgebeugten Kiefern über kalkreiche Kiefernwälder mit vielen Orchideen sowie blühende Wiesen mit Rieseneichen.
Unser Ziel ist der Trollskogen (Zauberwald). Dabei handelt es sich um einen alten Wald, der seinem Namen wirklich alle Ehre macht. Hier wachsen knotige, vom Wind gebeugte Kiefern und alte, grobe Eichen mit weiten Kronen. Das märchenhafte Gefühl wird durch das Efeu verstärkt, das über Boden und Baumstämme wuchert.
Trolle werden sehr verschieden beschrieben. Hier haben sie angeblich eine, oder auch zwei große Nasen, langes schwarzes Haar und einen langen Schwanz. Sie sind sehr alt, manchmal mehr als 1000 Jahre, haben spitze Ohren und tragen Ringe aus purem Gold. Mit ihren großen Händen und scharfen Klauen fangen sie Kröten, Ratten und Würmer. Trolle können sich hervorragend tarnen oder sogar unsichtbar machen – daher sieht man sie praktisch nie. Aber wenn man etwas wirklich Unangenehmes riecht, ist ein Troll in der Nähe…
Beim Parkplatz zeigt das so genannte Naturum Informationen zur Küste und der örtlichen Flora und Fauna in kleinen schwedischen Häuschen. Von hier aus führen mehrere markierte Pfade (von 1 bis über 5 Kilometer) durch die Landzunge. Der Pfad führt über knotige Baumwurzeln und zahlreiche dicke Steine – es ist so wunderschön ruhig hier, dass wir uns für die 5 Kilometer lange Runde entscheiden.
Schon in den vergangenen Jahrhunderten hat die nordöstliche Landzunge mit ihrem reichen Fischbestand für die Menschen eine große Bedeutung gehabt. So diente die Bucht als wichtiger Hafen. Davon zeugen zahlreiche historischen Gräber, die wie ein Perlenband auf Strandwällen entlang beider Seiten der Landzunge liegen. Immer wieder wandern wir an einer Art Ribisel vorbei – schmecken tun sie aber etwas fader.
Der Weg führt auch zu einem bunten Kieselstrand, wo das Wrack des Schoners Swiks liegt, der hier in einem Weihnachtssturm 1926 strandete. Wind und Meer nagen seitdem an seinen Planken und Spanten, beim Anblick des Gerippes ist man betroffen vom Schicksal des Schiffes und gleichzeitg fasziniert von den Kräften der Natur.
Mitten im Wald steht auch eine 800-900 Jahre alte Eiche, in der angeblich Fledermäuse wohnen. Sie heißt bezeichnenderweise „Trolleiche“. Am schmalsten Teil der Landzunge gibt es außerdem eine Jagdmauer, die vermutlich im 16. Jahrhundert angelegt wurde.
Naturpark Trollskogen
Trollskogsvägen 20
387 75 Byxelkrok
Parkplatz:
N 57.34280
E 17.11920
Eintritt frei
Nach einem Mittagessen mit einem wieder sehr guten Shrimp-Sandwich gönnen wir uns noch ein Eis in Borgholm, bevor wir wieder „nach Hause“ zurückkehren. Das Wetter ist noch immer traumhaft, sodass wir den Nachmittag in der Sonne (im Bikini 😎 ) mit Lesen verbringen. Abends gibt’s Quesadilla mit Avocado- und Sauerrahm-Dip, alles selbstgemacht und frisch vom Grill und als Abrundung eine Flasche Sekt. Es ist einfach wunderschön!