Nach dem Frühstück (mal wieder mit geräuchertem Lachs) beginnt der Tag mit dem hier üblichen Umplanen. Es regnet, damit haben wir keine Lust auf die eigentlich geplante Reittour. Wir fahren also nach Blönduós.
In dem Nest kaufen wir noch einmal frischen Fisch und Leckereien, damit wir im Nirgendwo (= Campingplatz im Hochland) alles für einen gelungenen Abend dabei haben. Dann besichtigen wir die beiden kleinen, aber extrem liebevoll gestalteten Museen.
Das kleine Icelandic Salmon Center, also das Lachsmuseum, erklärt die unterschiedlichen Arten von Lachsen, die in Island vorkommen – Seesaibling (Arctic Char), Forelle (Brown Trout) und Lachs. Eines können wir sagen: Alle schmecken sehr gut. 🙂 Das Museum hat neben Schautafeln auch lebende Exemplare der Fische in großen Tanks. Wir haben das Museum ganz für uns alleine, wie fast immer.
Das noch kleinere Sea Ice Exhibition Center erklärt die Unterschiede zwischen Meereis und Eisbergen, gibt einen Einblick in die Wetteraufzeichnungen und zeigt die Eisbär-Sichtungen in Island. Das Museum ist sehr hübsch und der Angestellte sehr bemüht. Das Prunkstück der Ausstellung ist ein ausgestopfter Eisbär, der 2008 von Grönland nach Blönduós gelangte. Obwohl man extra dänische Experten einflog, konnte man die unterernährte Bärin nicht retten.
Nach einer Mittagspause im einzigen Café der Stadt fahren wir ins Hochland. Das Café hat leider erst seit 3 Tagen offen und dementsprechend keine Auswahl. An dieser Stelle eine Reisewarnung: Das blaue Café in Blönduós lohnt sich nicht! Wir fahren daher zurück nach Varmahlið, da die Küche im Hotel Varmahlið die beste weit und breit sein soll. Michi isst geräucherte Forelle auf hausgemachtem Brot und Martina wagt sich an einen Indischen Lammburger mit Minzsauce und Süßkartoffeln. Was soll man sagen? Der Burger war wirklich sehr gut, mit Mangostückchen (leicht scharf) und selbstgebackenem Fladenbrot.
Es gibt zwei Pisten, die das Hochland Islands queren: Die Sprengisandur und die Kjölur. Die Kjölur erstreckt zwischen Blönduós im Norden und dem Haukadalur im Süden (bis kurz vor den Gullfoss). Insgesamt ist die Strecke ca. 180 km lang; für die gesamte Querung sollte man daher 8-10 Stunden veranschlagen. Wir haben uns für diese Hochlandquerung entschieden, da sie auf neuen Karten und im GPS nicht mehr als Hochlandpiste (F35) gilt. Außerdem sind keine Furten zu durchqueren, erst im Süden erwarten uns einige Schlaglöcher und Geröll.
Nach einer knappen Stunde Fahrt tauchten die Ränder der großen Plateaugletscher Langjökull und Hofsjökull, etwas später unser Tagesziel, das Vulkanmassiv Kerlingarfjöll am Horizont auf.
Das isländische Hochland ist die größte Wüste Europas. Je länger wir fahren, umso karger und unwirklicher wird die Landschaft, deren steinige Silhouette auch Bildern vom Mond ähnelt. Kein Wunder, dass hier die Astronauten der NASA für die Mondlandung trainiert haben. Ungefähr auf halber Strecke liegt eine Oase in dieser sonst lebensfeindlichen Umgebung: Hveravellir. Das Geothermalgebiet ist bei vielen auch als Ebene der heißen Quellen bekannt, besteht aber hauptsächlich aus karger Einöde.
Überall kocht und brodelt es in inmitten des ockerfarbenen Rhyolith-Gesteins. Vielfarbige Sinter- und Schwefelablagerungen, schneegefüllte Senken und leuchtend grüne Moose komplettieren den Farbkontrast. Aus dem Öskurhöll (dt. brüllender Hügel) tritt regelmäßig laut fauchend Dampf aus.
Kurz vor dem südlichen Ende der Kjölur nehmen wir die Piste F347. Diese führt ins Kerlingarfjöll, einem weiteren hoch gelegenen Geothermalgebiet. Wir haben vorher angerufen und die Furten sind mittlerweile überbrückt, so dass wir uns die Anfahrt zutrauen. Die Straße ist dann auch in besserem Zustand als die vorhergehende F35. Die Landschaft ist imposant und wir bekommen trotz des schlechten Wetters einen Eindruck, wie die Farben wohl bei Sonnenlicht leuchten müssen.
Zur Übernachtung am Kerlingarfjöll stehen Hochlandhütten und ein Zeltplatz zur Verfügung. Wir gehen eine Runde über den schön gelegenen, aber windgebeutelten Zeltplatz. Es hat hier 0° Grad und es nieselt. Wir entscheiden uns – trotz der hohen Preise – für eine Hütte. Diese hat einen schönen Blick über die Berge, WC und Dusche. Auch das Frühstück im Restaurant ist inklusive. Leider ist in der Hütte abends nur lauwarm und die Dusche ist kühl… Heute ist nicht unser Tag. Michi diskutiert mit dem Techniker, der Rezeptionistin und dem Verantwortlichen in Reykjavík – wir zahlen ja ein 5 Stern-Hotel. Schließlich einigen wir uns auf einen Nachlass von ISK 6.500 ( das entspricht dem Preis einer Hütte ohne Dusche + WC). Danke Michi!
Wir kochen frischen Fisch inmitten von 24 Franzosen; da passt unser Mousse au chocolat gut. Danach trinken wir noch ein Bier und ein Glas Wein und genießen unser Doppelbett. Gegen 22:00 am 02.07. beginnt es zu schneien! 😯
Ein Hinweis in eigener Sache: Die Fotos aus dem Hochland sind teilweise erst am nächsten Tag entstanden.
Sea Ice Exhibition Center
Blönddubyggð 2
Haffisetrið, Blönduós
ISK 500 pro Person
Icelandic Salmon Center
Efstubraut 1
Blönduós
ISK 900 per Person
Hotel Varmahlíð
Tel. (0354) 453 8170
Kerlingarfjöll Camping
N 64°41,013′
W 19°18,083′
ISK 24.000 für ein Zimmer (1/2 Hütte) mit Dusche, WC und Frühstück
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