Wieder einmal hat es die ganze Nacht geregnet, was unseren Schlaf aber nicht gestört hat. 🙂 Wir frühstücken stilecht in einer Höhle am Campingplatz, in die man Tische gestellt hat. Beim Abbauen des Zeltes im Regen sind wir schon ziemlich schnell…
Dann fahren wir nach Vík í Mýrdal. Der Ort hat knapp 300 Einwohner, bietet aber die übliche Touristen-Infrastruktur, vor allem einen (nicht lohnenswerten) Fabriksverkauf von „Vík Wool“. Das eigentliche Highlight ist aber der Strand: Tiefschwarzer Sand ergibt mit der weissen Gischt des Wassers einen ganz eigenen Reiz. Dazu dann noch die Felsen draußen im Meer, die der Legende nach eigentlich versteinerte Trolle sind.
Da es immer noch in Strömen regnet, trinken wir im Café neben der Touristeninformation einen Kaffee. Das Café serviert übrigens exzellenten Espresso. Plötzlich steht eine nette Dame an unserem Tisch und wir benötigen 2-3 Minuten, bis der Groschen fällt. Wir treffen hier tatsächlich Claudia und Rudi, zwei Bekannte aus Geocacher-Zeiten. Wir unterhalten uns prächtig, lassen uns Tipps geben (die beiden sind auf der Heimreise). Die Zeit vergeht viel zu schnell. Claudia und Rudi müssen ein Flugzeug erwischen :-), deshalb vereinbaren wir in Island einen Besuch zu Hause.
Leider schüttet es noch immer, weshalb der Besuch am Kap Dyrhólaey kurz ausfällt. An der Südspitze Islands sind durch Vulkanausbrüche einige Inseln entstanden. Im Laufe der Zeit wurden einige dieser Vulkaninseln durch das aufgeschwemmte Neuland mit dem Festland verbunden. Eine dieser ehemaligen Inseln ist das Kap, das wegen des gewaltigen Felsentores, das die Brandung in Jahrtausenden geschaffen hat, bekannt ist.
Es schüttet nun schon seit Stunden. Für die nächsten Tage ist zwischen Vík í Mýrdal und Höfn weiterer Dauerregen angesagt. Zeit für eine – in Island häufige – Planänderung.
Die Wanderung zum Svartifoss fällt buchstäblich ins Wasser und auch die anderen Touren im Gletschergebiet des Skaftafell Nationalparks lassen wir bleiben. Statt dessen fahren wir direkt zum Jökulsárlón, dem bekanntesten und größten einer Reihe von Gletscherseen. Die Größe des Sees hat sich in den letzten Jahrzehnten durch die Gletscherschmelze stark verändert. Heute bedeckt er eine Fläche von ca. 18 km². An seiner breitesten Stelle ist er 5 Kilometer breit und hat eine Tiefe von 248 Metern.
Die gekalbten Eisberge haben eine Höhe von bis zu 15 Metern über Wasser. Welch gewaltigen Eismassen damit unter Wasser sind, wird klar, wenn man weiß, dass sich nur rund 1/8 des Volumens über Wasser befindet. Das gekalbte Eis im See hat ein Alter von über 1.000 Jahren und verweilt bis zu 4 Jahre im See, bis es so klein geschmolzen ist, dass es ins offene Meer hinausgetragen wird.
Jenseits des eigentlichen Sees, direkt am Meer, werden die ins offene Meer herausgetriebenen Eisstücke durch die Gezeiten an den schwarzen Strand gespült. Das strahlende Blau im Kontrast zum schwarzen Strand ergibt ein beeindruckendes Bild. Selbst bei diesem Wetter. 🙂 Da die Umgebung derart beeindruckend ist, wurde der See wurde oft als Drehort für Filmaufnahmen verwendet: “James Bond – Stirb an einem anderen Tag” und “James Bond – Im Angesicht des Todes” sind nur einige Beispiele.
Während der Fahrt zum Jökulsárlón haben wir beschlossen, dem Regen davon zu fahren. Da wir nun schon 2 Nächte im Regen hatten, ist unser Zelt nass und heute wird es beim dem Regen auch nicht trocken werden. Wir haben daher von unterwegs eine Hütte in Höfn reserviert. Höfn wird als „Hummerhauptstadt“ bezeichnet – eigentlich handelt es sich ja um Scampis, aber hier sollen sie besonders gut sein.
Wir gehen also exzellent essen. Martina nimmt Hummer-Frühlinsgsrollen, Hummerschwänze vom Grill, dazu Blattsalat mit getrockneten Tomaten und Cashews. Michi entscheidet sich für den Fang des Tages: Gratinierter Kabeljau in Sahnesauce mit jungen Kartoffeln. Da das Service überfordert ist und Martina eine Pizza (!) bringt, geht das 2. Bier bzw. das 2. Glas Wein wegen der längeren Wartezeit auf’s Haus.
Leicht beschwipst sitzen wir bei einer Mousse au chocolat noch lange in der gemütlichen Hütte, schauen Fotos und Plänen den nächsten Tag.
Höfn Camping & Cottages
Hafnarbraut 52
Tel. 478 16076
ISK 14.000 für eine Hütte
N 64°15,509′
W 015°12,244′
Pakkhús
Tel. 478 2280
Was glaubst du, wie verwirrt ich Claudia angeschaut habe, bis der Groschen gefallen ist?
Baumrinde und Sternfänger? Lustig! Die Welt ist wirklich klein.