Irgendwann in der Nacht hat es begonnen zu regnen, das blieb dann so. Außerdem war es sehr windig; das setzt sich leider auch am Morgen fort. Wir haben in unserem Zelt trotzdem tief und fest geschlafen. Einige andere (z.B. Ein Besitzer eines McKinley Zeltes sind aber ins Innere der Hütte geflüchtet. „Completely wet inside“.) Manchen Zelten wurde die Aussenhülle vom Wind weggerissen. Gottseidank haben wir das Problem nicht. Im Frühstücksraum werden nasse Kameras begutachtet, nasse Pässe getrocknet und der Trockner im Vorraum läuft ständig. 🙂 Bei dem Sauwetter frühstücken wir ausgiebig und überlegen, was wir heute machen. Irgendwie sind wir auch die einzigen, die gemütlich frühstücken…
Um 11:30 nehmen wir die Fähre auf’s Festland und fahren weiter die Südküste entlang. Unser erster Halt ist der Seljalandsfoss. Der Fluss Seljalandsá stürzt hier 66 m tief über die ehemalige Küstenlinie in die Überschwemmungsebene des Markarfljót, in den er kurz darauf mündet. Island hat ja Wasserfälle wie Sand am Meer und es gibt sicher beeindruckendere. 😳 Was diesen Wasserfall auszeichnet? Man kann hinter den Wasserfall gehen und durch den Wasserschleier nach draußen blicken. Das sparen wir uns aber – wir blicken ja durch den Regenschleier auf den Wasserfall. 🙂
Direkt an der Ringstraße liegt das Eyafjallajökull Visitor Center. Wer allerdings ein Gebäude à la Norwegen erwartet, wird das kleine Häuschen übersehen. Der kurze Film (20 Minuten) erzählt die Geschehnisse um den Vulkanausbruch 2010 aus der Sicht der Milchbauern der Farm auf der anderen Straßenseite. Ebenso beeindruckend ist die Landschaft, durch die man fährt: Man erkennt deutlich, wo die Lava geflossen ist – man fährt unterhalb des Eyafjallajökull praktisch „durch“ den erkälteten Lavastrom. Auch die Strasse wirkt immer wieder neu. Das ist, wie wir noch feststellen werden, in ganz Island so, da der Regen die Bäche regelmäßig anschwellen lässt und die Strassen daher oft neu gebaut werden müssen.
Weiter geht es Skógafoss, einem von vielen Wasserfällen auf Island. Dieser ist von der Ringstraße 1 zusehen und auch gut zu erreichen. Es gibt auch eine Aussichtsplattform oberhalb des Wasserfalls, zu der ein steiler Aufstieg über Treppenstufen führt. Der Skógafoss ergießt sich über eine Breite von 25 Metern 60 Meter in die Tiefe. Oben wird man – obwohl es zu regnen aufhört – ganz schön nass. Da wir aber mehrere Stunden bleiben und insgesamt 3 Mal beim Skógafoss vorbeischauen, haben 3 Wettersituationen: Strömender Regen, Nieselregen, Sonnenschein und blauer Himmel.
Nach einer verspäteten Mittagspause im Café mit sehr guten Burgern fahren wir zum Freilichtmuseum Byggðasafnið í Skógum. Hier kann man im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichtete Torfhöfe besichtigen, außerdem eine Kirche und eine kleine Schule. Zusätzlich zum großen Museumsgebäude mit Gebrauchsgegenständen und Kunstwerk zeigt ein Verkehrsmuseum Autos, Boote und kleine Flugzeuge. Besonders auffällig ist auch das besegelte Ruderboot Pétursey, das zum Fischfang verwendet wurde und der ganze Stolz des Museums ist.
Obwohl es im Reiseführer nicht erwähnt ist, lassen wir uns ein besonderes Fotomotiv nicht entgehen: Inmitten der Sólheimasandur steht ein Flugzeugwrack. 1973 musste eine Douglas C117-D der US Navy auf dem Weg nach Europa wegen Vereisung notlanden und ging wenige hundert Meter hinter der Küstenlinie in der Sólheimasandur nieder. Verletzt wurde niemand, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen hat die US Navy darauf verzichtet, das Flugzeugwrack zu bergen. Es wurden lediglich die Triebwerke samt Flügel demontiert und der Rumpf blieb als geschenktes Strandgut zurück.
Wir verschieben die Besichtigung der Gegend rund um Vík í Mýrdal auf morgen und fahren über eine 14 km lange Piste ins Nirgendwo, genauer nach Þakgil. Allein die Fahrt ist ein Erlebnis und der Campingplatz dort ist sehr idyllisch gelegen. Noch dazu sind kaum andere Menschen dort: Vereinzelt stehen 3 Zelte und die Hütten sind belegt. Wir lassen unser Zelt komplett trocknen und essen dann eine Kartoffeltortilla – passend zu den Spaniern in der Hütte. 🙂
Þakgil Camping
Tel. (0354)
ISK 1.400 pro Person
N 63°31,808′
W 018°53,286′
3 Kommentare