Mit dem Bus 391 fahren wir in circa 40 Minuten noch Zaanse Schans, etwa 15 Kilometer nordwestlich von Amsterdam. Das Freilichtmuseum Zaanse Schanz ist der Versuch, ein Dorf aus dem 17. und 18. Jahrhundert nachzustellen.
An kleinen Grachten entlang, über winzige Brücken spazieren wir von einem Häuschen zum anderen. Einzelne sind sogar noch bewohnt und haben hinten hinaus einen kleinen Garten. Auf winzigen Feldern und Wiesen grasen Lämmer.
Grün, grün, grün sind alle meine Farben / Häuser – grün ist hier die traditionelle Farbe. Je dunkler, desto reicher waren die Bewohner – sie konnten sich mehr Farbe leisten. Die Alternative zu grün war (und ist) schwarz – da wurde das Holz geteert und war damit günstiger.
Das Weberhaus diente bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein als Wohn- und Arbeitsstätte von Lohnwebern. Die beiden Guides sind sehr nett und erklären uns, dass hier 2 Familien mit je 6 – 8 Kindern lebten und arbeiteten. Sie verdienten mit der Schiffs- und Mühlensegelweberei ihr Geld. Der „jüngste“, 200 Jahre alte, Webstuhl wird zum Herstellen der kleinen Täschchen im Shop verwendet.
Danach schauen wir dem Schuhmacher (Klompenmakerij) zu, der uns die Herstellung eines Schuhs zeigt. Früher war die Herstellung dieser Schuhe ein Nebenerwerb für Tagelöhner. Heute ist es eine aussterbende Kunst. Handgemacht werden sie aber schon lange nicht mehr, das erledigt heute eine Maschine in fünf Minuten pro Schuh. Man hatte übrigens für jeden Anlass seinen Holzschuh, es gab Brautmodelle und Varianten für die Kirche.
In einem anderen Museum, der Kaasmakerij, kann man Käse verkosten. Das zieht die Besucher magisch an. Leider kann man hier außer Fotos und Käselaiber aus Plastik nicht viel sehen.
Das Bäckereimuseum In de Gecroonde Duyvekater kann man nicht verpassen. Der Duft frischer Waffeln zieht uns in das Innere des kleinen Hauses aus dem Jahr 1658. Das Museum ist dann aber unspektakulär.
Die Einrichtung der Fassbinderei und Fasshandlung stammt aus dem Nachlass von Jaap Tiemstra, dem letzten Sohn der einer Familie von Handwerkern. Der Handwerker vor Ort erklärt uns (als einzigen Besuchern) wie die Fässer gemacht wurden. Eigentlich hat der Besitzer Bierfässer gemacht, dann aber bis in die 1980er-Jahre auch Bottiche und Behälter zur Käseherstellung.
Die Supermarktkette Albert Heijn ist die größte der Niederlande. Der erste Supermarkt von Albert Heijn wurde 1887 in Ostzaans eröffnet – also hier ganz in der Nähe. Der Laden selbst ist leider nichts besonderes.
Am Ortsplatz findet sich ein einladendes Restaurant, in dem wir Mittagspause machen. Das Lokal ist ein Glücksgriff: Wunderbare Spargelsuppe, traumhafte Sandwiches und Michis Fisch and Chips sind auch ausgezeichnet.
Ein wenig abgelegen liegen dann die Windmühlen. Als Amsterdam zur Weltstadt wurde rückte die Gegend in den Mittelpunkt des Interesses. Denn hier gab es außer Torf etwas noch viel Wertvolleres: Wind! Mehr als tausend Windmühlen entstanden. Sie dienten als Sägewerk, zum Dreschen von Getreide, als Ölmühlen oder zum Mahlen vom Farbpulver aus Kreiden.
Die erste Windmühle, an der man vorbeikommt, ist die Gewürzmühle De Huisman aus dem Jahr 1786. Die Besichtigung ist aber nicht inklusive und außerdem ist sie (heute) nicht live in Betrieb.
Die Farbmühle Verfmoeen De Kat stammt aus dem Jahr 1782 und steht als einzige noch am originalen Platz. Sie dient zur Erzeugung von Pigmenten. Ab 1600 führte man tropische Farbhölzer in großen Mengen ein, die von Mühlsteinen zu Pulver zermahlen und in einer Drehtrommel gesiebt wurden. Unter einem Fallhammer können (bei stärkerem Wind) Mineralien zerkleinert werden.. Dieses Schlagen macht viel Lärm, früher wurden die meisten Arbeiter davon taub. Heute produziert die Mühle Pigmente für Spezialfarben.
Die Holzsägemühle Het Jonge Schaap (dt. Das junge Schaf) wurde 2007 errichtet. Einst stand die Mühle hinter dem Bahnhof von Zaandam. Im Jahr 1942 wurde die Mühle abgerissen. Doch vor dem Abriss wurde die Mühle von dem Alkmaarer Windmühlenexperten Anton Sipman genauestens vermessen. Anhand dieser Pläne wurde die Mühle im Freilichtmuseum wieder aufgebaut.
Von der Aussichtsplattform dieser Mühle kann man sehen, dass die Kappen der Mühle mit Reedgras gedeckt sind. Die Aussicht ist wunderschön.
Zum Abschluss spazieren wir noch durch eine ehemalige Keks- und Schokoladenfabrik, die hier nachgebaut wurde. Verkade ist in den Niederlanden so bekannt wie Bahlsen bei uns. Die Maschinen sind Orginal, vom Band laufen aber leider nur mehr Plastikkekse. So hat das leider nicht mehr viel mit einer Keksfabrik zu tun. Und verkosten kann man auch nicht mehr…
Zum Abendessen haben wir uns für das Incanto entschieden. Das Restaurant punktet auch mit einer schönen Aussicht: Es befindet sich im ersten und zweiten Stock eines Gebäudes an der Amstel mit Blick auf den Munttoren und die Grachten. Aber auch der „Rest“ ist perfekt – traumhaftes Essen und freundliches Service. Ein rundum schöner Abend.
Freilichtmuseum Zaanse Schans
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Eintritt: EUR 29,50 pro Person inkl. Busfahrt
De Hoop op d’Swarte Walvis Zaanse Schanz
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Incanto
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4 Gänge Menü € 55,00