Zweimal hintereinander nach Wien? Klingt komisch, aber durch die Anreise mit dem Zug kann ich das für mich argumentieren – die Sparschiene 1. Klasse ist auch viel günstiger als eine Übernachtung. Und es gibt so viel zu sehen auf meiner persönlichen Wien-Liste. Ähnlich wie gestern entscheide ich mich erneut für ein Museum.
Sigmund-Freud-Museum
Das Haus Berggasse 19 ist fast zu übersehen, wären da nicht die vielen Menschen vor dem Haus (und das um 10:00 morgens). An dieser Adresse lebte Sigmund Freud mit seiner Familie und führte seine Ordination, ehe er 1938 vor den Nazis fliehen musste.
Man muss läuten, wenn man im 1. Stock in die Ordination oder die Wohnung will. Das ist fast, als hätte man einen Termin in seiner Praxis.
Es gibt aktuell keinen Audioguide, sondern Audio-Stationen in den Räumen, die man nur mit einem eigenen Kopfhörer anhören kann. Gut, dass ich vorbereitet bin und Kopfhörer mit Klinkenstecker mithabe.
Ich beginne im Vorzimmer. Dieses ist größtenteils noch originalgetreu erhalten.
Der anschließende Warteraum diente der psychologischen Mittwochsgesellschaft, einer Runde von Wiener Psychoanalytikern, als Treffpunkt.
Die Couch von Freud sucht man in den Praxisräumen übrigens vergeblich. Die Couch war Freuds Heiligtum, weshalb er sie bei seiner Flucht 1938 mit nach London genommen hat. So steht sie heute im Londoner Freud Museum.
Das Arbeitszimmer thematisiert die Flucht der Freuds. Als Unterstützer der Sozialdemokraten hat sich Freud schon lange vor dem 1. Weltkrieg keine Freunde in konservativen Kreisen gemacht. Freud setzte sich für sexuelle und religiöse Befreiung und eine humanistische Politik ein. Er stand in regelmäßigen Austausch mit Albert Einstein und erkannte die Gefahr der aufsteigenden Nazis und Faschisten bald. 1938 floh er nach London, wo er ein Jahr später starb.
Die Wohnräume zeigen die Geschichte der Wohnung und ihrer Erweiterung und Veränderung. Hier sieht man wie Freud mit seiner Frau und den vier Kindern lebte.
Mich hat der Rundgang durch das kleine Museum an das Rembrandthuis erinnert. Besonders faszinierend fand ich die Erinnerungen von Anna Freud, die private Filmaufnahmen kommentiert.
Leider sind viele Räume leer und es gibt nur wenige Exponate weshalb der Besuch nicht allzu lange dauert.
Bevor ich wieder nach Hause fahre, esse ich noch einmal in Wien zu Mittag. Ich war gestern so begeistert vom Essen dass ich spontan noch einmal in The Bank Brasserie reserviert habe. Das Mittagsmenü bietet drei Optionen, sodass ich heute etwas anderes probieren kann.
Danach noch ein Kaffee in der ÖBB Lounge und dann geht’s zurück nach Hause.
Sigmund-Freud-Museum
Eintritt: EUR 14,00 pro Person
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Restaurant The Bank Brasserie
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